BÖHKE INSIGHTS JULI

Marktrückblick

Im Juli veranlasste die ausufernde Inflation in Europa nun auch die EZB, ihre erste Zinserhöhung seit 10 Jahren in Höhe von 0,50% durchzuführen. Auch die FED hat wie erwartet die Zinsen ein weiteres Mal um 0,75% angehoben. Allerdings kommen diese Maßnahmen etwas verspätet, da die erhöhten Preise in einigen Branchen bereits zu einem starken Nachfrageeinbruch geführt haben. Als Resultat dessen, ist das Bruttoinlandsprodukt in den USA das zweite Quartal in Folge gesunken und befindet sich somit technisch in einer Rezession. Um diesen Umstand nicht zu verschärfen, signalisierte J. Powell (Chef der FED), dass weitere Zinsschritte von nun an auf Basis der Verfassung der US-Konjunktur getroffen werden. Der Markt fasste diese Aussage als ein mögliches Ende weiterer Zinserhöhungen bzw. als eine Zinsreduktion bei Verschlechterung des Konjunkturbildes auf. In Verbindung mit bislang vielen guten Unternehmenszahlen sorgte dies für eine Erholungsrally sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihenmärkten. Insbesondere zinssensitive Wachstumstitel und Hochzinsanleihen haben stark an Wert gewonnen.

Entwicklung ETF-Vermögensverwaltung

Das Portfolio der ETF-Vermögensverwaltung konnte von der Erholung an den Finanzmärkten profitieren und den Wertrückgang vom ersten Halbjahr zum Teil ausgleichen, sodass wir zum Stichtag 31.07.2022 eine Performance (durchschnittlich über alle Portfolios) von -8,68% erzielt haben. Zu Beginn des Monats haben wir von unserer taktisch höheren Liquiditätsquote Gebrauch gemacht und auf der Anleihenseite den Bestand kurzlaufender europäischer Unternehmensanleihen ausgebaut. Mit knapp 2,50% Rendite p.a. haben diese mittlerweile wieder ein sehr attraktives Niveau erreicht und wurden seit unserem Kauf im weiteren Verlauf des Julis stark nachgefragt. Die höchsten Kursentwicklungen verzeichneten unsere Aktienpositionen im europäischen Sektor der Technologie (+16%) und Industrie (+12%). Beispielsweise hat ASML (Hersteller von Halbleiterproduktionsmaschinen) im Rahmen der Berichtsaison einen positiven Ausblick für die weitere Geschäftsentwicklung gegeben und konnte mit einem gewaltigen Kurssprung sowie einer Gewichtung von rund 30% einen signifikanten Performancebeitrag im Technologie ETF liefern. Des Weiteren hat die Wahrscheinlichkeit eines möglichen Energieengpasses in Europa im kommenden Winter abgenommen, sodass der vorherrschende starke Pessimismus etwas aufhellte und zuletzt für steigende Kurse sorgte. Mit einer Aktienquote von rund 58% ist das Portfolio leicht defensiv aufgestellt und im Rahmen des wirtschaftlichen und politischen Umfelds sinnvoll allokiert.

Ausblick

Grund zur Euphorie gibt es unseres Erachtens noch nicht. Die Konjunkturdaten werden zunehmend schwächer und die Inflationsraten sind weiterhin im Aufwärtstrend, was zu einer immer größeren Belastung für Unternehmen und Staaten wird. Darüber hinaus herrscht in Europa nach wie vor eine hohe Ungewissheit bzgl. der künftigen Energieversorgung. All diese Probleme sind allerdings bekannt und entsprechend eingepreist, sodass auch weiterer Abwärtsdruck bei keiner extremen Verschärfung beschränkt bleibt.