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BÖHKE INSIGHTS Q3

 

Marktrückblick

Im Juli veranlasste die ausufernde Inflation in Europa nun auch die EZB, ihre erste Zinserhöhung seit 10 Jahren in Höhe von 50 Basispunkten durchzuführen. Auch die Fed hat wie erwartet die Zinsen ein weiteres Mal um 75 Basispunkte angehoben. Allerdings kamen diese Maßnahmen etwas verspätet, da die erhöhten Preise in einigen Branchen bereits zu einem starken Nachfrageeinbruch geführt haben. Als Resultat dessen ist das Bruttoinlandsprodukt in den USA das zweite Quartal in Folge gesunken. Somit befindet sich die USA technisch in einer Rezession. Um diesen Umstand nicht zu verschärfen, signalisierte J. Powell (Präsident der Fed), dass weitere Zinsschritte von nun an auf Basis der Verfassung der US-Konjunktur getroffen werden. Der Markt fasste diese Aussage als ein mögliches Ende weiterer Zinserhöhungen bzw. als eine Zinsreduktion bei Verschlechterung des Konjunkturbildes auf. In Verbindung mit bislang überwiegend positiven Unternehmenszahlen sorgte dies für eine Erholungsrally sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihenmärkten. Insbesondere zinssensitive Wachstumstitel und Hochzinsanleihen gewannen stark an Wert.

Aufgrund der gesunkenen Inflationsrate in den USA konnte sich die positive Stimmung an den Märkten zu Beginn des Augusts fortsetzen. Die Marktteilnehmer fühlten sich durch diese Information in ihrer Hoffnung bestätigt, dass die Geldpolitik perspektivisch weniger restriktiv sein wird. Am 26.08. gab J. Powell jedoch öffentlich bekannt, dass die Fed an ihrem restriktiven geldpolitischen Kurs festhalten werde, auch wenn dies zu temporären konjunkturellen Belastungen führen könnte. Diese Aussage war überraschend und hat die Hoffnung der Marktteilnehmer auf eine weniger restriktive Geldpolitik zerschlagen, sodass die globalen Probleme wieder in den Vordergrund getreten sind. Als Resultat dessen mussten Aktien, Unternehmensanleihen und auch Staatsanleihen in den USA und Europa ihre Kursgewinne teilweise wieder abgeben. Der Goldpreis verlief im August seitwärts, obwohl der US-Dollar weiter an Wert gewann und der Realzins anstieg. Dies war auf die zunehmenden geopolitischen Konflikte zurückzuführen. Lediglich Aktien von Energieunternehmen konnten von den Aussagen der OPEC+ einer möglichen Produktionskürzung profitieren und in den vergangenen vier Wochen eine deutlich positive Performance vorweisen.

Die Inflationsraten in den USA und Europa fielen im September höher aus als erwartet. Daraufhin erhöhte die Fed den Leitzins um 75 Basispunkte auf 3,25% und die EZB ebenso um 75 Basispunkte auf 1,25%. EZB-Präsidentin Lagarde kündigte zudem weitere Zinssteigerungen im Oktober an und verdeutlichte, dass die Inflationsbekämpfung mittels einer restriktiven Geldpolitik im Fokus der künftigen Geldpolitik steht, auch wenn dies zu vorübergehenden wirtschaftlichen Belastungen führen könnte. Des Weiteren verschärfte sich die Energiekrise in Europa durch die Beendigung der Gaslieferung aus Russland auf unbestimmte Zeit. Als Resultat dessen wurden Aktien, Unternehmensanleihen und auch Staatsanleihen in den USA und Europa stark abverkauft. Seit Jahresanfang liegt die Performance europäischer Staats- und Unternehmensanleihen zum 30.09. bei -16,50% (gelber Verlauf in der Grafik) bzw. -14,50% (grüner Verlauf in der Grafik). Im Umkehrschluss haben die Renditen europäischer Staats- und Unternehmensanleihen mit 2,80% bzw. 4,30% allerdings wieder sehr attraktive Niveaus erreicht. Amerikanische Aktien wurden flächendeckend abgestoßen, sodass der S&P 500 zu seinem Jahrestiefstkurs vom Juni zurückkehrte und somit eine Performance seit Jahresanfang von -24,77% aufweist. Europäische Aktien wurden ebenso breitflächig abverkauft, weshalb der DAX neue Jahrestiefstkurse erreichte und somit die Performance seit Jahresanfang bei -23,74% liegt.

 

Entwicklung ETF-Vermögensverwaltung

Trotz breit ausgelegter ETF-Streuung konnte sich das Portfolio im dritten Quartal der Marktentwicklung nicht entziehen, weshalb die Performance zum 30.09.2022 bei durchschnittlich -15,70% lag. Der primäre Verlust resultiert dabei aus den Aktien. Anleihen lieferten allerdings ebenfalls einen großen negativen Performancebeitrag.

Aufgrund der nach wie vor anhaltenden Probleme (Inflation, Zinserhöhungen, Lieferengpässe, Energiekrise, Krieg) haben wir die Aktienquote auf rund 53% reduziert, sodass wir nun im Verhältnis zur Neutralquote (60%) noch defensiver aufgestellt sind.

Auf Satellitenebene haben wir den ETF im Bereich Industrie Europa komplett verkauft, da sich die konjunkturelle Lage zunehmend verschlechterte und sich die Energiekrise weiter verschärfte. Bei den strategisch Core-Aktien-ETFs setzten wir wie im letzten Quartal auf den breit gestreuten MSCI World, den S&P 500, den Bereich Getränke und Nahrungsmittel sowie Gesundheit und Haushaltsgüter, da insbesondere die letztgenannten Branchen weniger konjunktursensibel sind und entsprechend weniger Kursrückgänge verzeichnet haben als der breite Markt.

Auf der Anleihenseite haben wir in Anbetracht der drohenden Rezession unsere Position im ETF europäischer Hochzinsanleihen reduziert. Demgegenüber haben wir europäische Staatsanleihen ins Portfolio aufgenommen, welche im Rahmen einer Rezession für Stabilität sorgen dürften. Die restriktive Notenbankpolitik hat auch in dieser Assetklasse zu weiteren Kursverlusten geführt. Jedoch haben die Renditen der Anleihen inzwischen außerordentlich attraktive Niveaus erreicht. Das Portfolio weist im Durchschnitt ein gutes Bonitätsrating von BBB+ (S&P) auf und liegt mit einer Duration von rund 3,6% im weniger zinssensitiven Bereich. Die kurze Duration sorgt zudem dafür, dass die Verluste auf der Anleihenseite sich zeitnah kompensieren lassen, da sich die Kurse schrittweise mit der Annäherung an den Rückzahlungstermin zu ihrem Nennwert zurückbewegen. Aktuell liegt unsere Effektivverzinsung über das gesamte Anleihenportfolio bei rund 4,6% pro Jahr. Vor einem Jahr lag diese noch bei knapp über 0%.

Zu guter Letzt haben wir Xetra-Gold ins Portfolio aufgenommen, was in Anbetracht der geopolitischen Risiken stabilisierend wirken sollte.

Der hohe Liquiditätsbestand von ca. 17% verringert die Schwankungen des Gesamtportfolios und stellt außerdem die Möglichkeit bereit, sich selektiv günstige Wiedereinstiegszeitpunkte auf der Aktien- und Anleihenseite vorzubehalten, sobald sich Anzeichen einer Erholung erkennbar machen.

 

Ausblick

Wie bereits in unserem Marktausblick skizziert, sehen wir aktuell wenig Aufwärtspotenzial für Aktien, weswegen wir unsere defensive Positionierung zunächst aufrechterhalten werden. Weiteres Verlustpotenzial im Anleihenbereich halten wir aufgrund der attraktiven Renditeniveaus für begrenzt. In einem rezessiven Szenario, in welchem wir uns wahrscheinlich bereits befinden, werden die Anleihenkurse unseres Erachtens wieder steigen.

Wir erwarten, dass sich die Inflation im kommenden Jahr aufgrund von Basiseffekten und nachlassender Nachfrage zurückentwickeln wird und der Zinserhöhungszyklus seitens der Zentralbanken ausläuft. Wenn die Konjunkturdaten sich in diesem Rahmen verbessern und das Konsumentenvertrauen wieder zunehmen sollte, werden wir die Aktienquote wieder sukzessive erhöhen und den zyklischen Konsum- sowie den Technologiesektor präferieren.

In einem weniger wahrscheinlichen Worst-Case-Szenario, in welchem der Konflikt mit Putin und Europa weiter eskaliert, die Inflation auf dem hohen Niveau verbleibt und sich die konjunkturelle Lage in Europa und den USA zunehmend verschlechtert, werden wir die Aktienquote weiter reduzieren und unsere Positionen in Staatsanleihen sowie Gold erhöhen. 

In der Vermögensverwaltung sind Herr Philipp Erler, Herr Richard Feininger und Herr Torsten Lucas als angestellte Portfoliomanager der GSAM + Spee Asset Management AG, Steinstraße 137, 47798 Krefeld tätig.
Im Fonds-Advisory ist die Böhke & Companie Cosultants KG als vertraglich gebundener Vermittler nach § 3 Abs. 2 WpIG im Auftrag, im Namen und für Rechnung der GSAM + Spee Asset Management AG, Steinstraße 137, 47798 Krefeld tätig und bietet folgende Finanzdienstleistungen an: Honorar-Anlageberatung § 2 Abs. 2 Nr. 4   WpIG; Anlagevermittlung § 2 Abs. 2 Nr. 3 WpIG
Die Notwendigkeit einer Erlaubnis ergibt sich aus § 15 Abs. 1 WpIG.